Interview zum Frauentag

von hierl

10. März 2023

Zum Weltfrauentag habe ich den Neumarkter Nachrichten ein Interview gegeben. Im Fokus: Meine Meinung zur Frauenquote in der CSU und was ich von Annalena Bärbocks „feministischer Außenpolitik“ halte. Das Kurz-Interview zum nachlesen.

„Es kann auch ohne Quote funktionieren“

Interview Was die Bundestagsabgeordnete Susanne Hierl zum Weltfrauentag und zur Situation der Frauen in der CSU sagt.


Der Internationale Weltfrauentag lenkt den Blick auf viele Probleme, mit denen Frauen nach wie vor zu kämpfen haben. Die Neumarkter Nachrichten haben darüber mit der Bundestagsabgeordneten Susanne Hierl (CSU) gesprochen.

Was bedeutet Ihnen der Internationale Weltfrauentag?

Auf Ungleichheit, Verfolgung und Gewalt gegen Frauen hinzuweisen, an Lösungen zu arbeiten und aktiv Abhilfe zu schaffen, ist nicht nur am Weltfrauentag wichtig, sondern steht jeden Tag in den verschiedensten Initiativen der gesamten Welt auf der Agenda.

Der Internationale Weltfrauentag dient dazu, gebündelt, mit viel Schlagkraft und sehr präsent auf die bestehenden Probleme hinzuweisen. Aufgrund der Aufmerksamkeit, die dadurch erzeugt wird, ist dieser Tag sehr wichtig.

Sie sind die erste weibliche Bundestagswahlkreisabgeordnete in Neumarkt/Amberg. Wie wichtig ist Ihnen Frauenförderung?

Ich würde eine Förderung nicht an einer Bevölkerungsgruppe festmachen. Die Bedürfnisse können sehr unterschiedlich sein und daher muss auch eine Förderung individuell sein. Mentoringprogramme und Netzwerkbildung halte ich persönlich für sehr wichtig. Daneben sollten wir bereits im Kindesalter beginnen, alle Kinder darin zu bestärken, ihr Leben nach den eigenen Vorstellungen zu gestalten – über alle gängigen Geschlechterkonventionen hinweg. Das bedeutet für mich auch, Mädchen und Frauen nach ihren besonderen Bedürfnissen zu fördern, vor allem aber Vorbilder sichtbar zu machen, an welchen man sich orientieren kann und so das Vertrauen in die eigene Person zu stärken.

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hat dieser Tage eine feministische Außenpolitik proklamiert. Was halten Sie davon?

Es ist ein lange bewährtes Konzept der deutschen Außen- und Entwicklungspolitik, im Ausland für Frauenrechte einzustehen und vor Ort Fraueninitiativen zu fördern. Denn es ist erwiesen: Wo Frauenrechte gestärkt und bestehende Ungleichheiten abgebaut werden, entstehen stabilere Gesellschaften. Die Außenministerin hat mit der Ankündigung der feministischen Außenpolitik an diesem Grundsatz nichts geändert, aber das Etikett „feministisch“ auf diese Agenda draufgeklebt. Wenn es aber tatsächlich um die Verteidigung von Frauenrechten geht, wie zum Beispiel bei den Demonstrationen im Iran, bleibt die Ministerin merkwürdig ruhig. Meine Empfehlung ist daher: Es kommt nicht auf das Label, sondern auf die Ergebnisse an!

Frauen haben es in der CSU nach wie vor nicht leicht. Die Frauenunion konnte sich bisher mit ihrer Forderung nach einer Ausweitung der Frauenquote nicht durchsetzen. Was muss sich ändern in Ihrer Partei?

Aus den Erfahrungen meiner früheren beruflichen Tätigkeit weiß ich, dass es wichtig ist, bei Personalentscheidungen auch über den Tellerrand hinaus zu sehen, das heißt auch außerhalb der gängigen Netzwerke nach geeigneten Kandidatinnen und Kandidaten Ausschau zu halten. Manchmal bedarf es dazu eines Anreizsystems. Ein solches Mittel, um qualifizierte Frauen sichtbar zu machen, kann eine Quote sein.

Es kann aber auch ohne Quote funktionieren: Die Nominierung der Kandidaten der CSU zur Bundestagswahl 2021 in der Oberpfalz hat dies gezeigt – hier sind wir paritätisch vertreten. Mit Martina Englhardt-Kopf und mir sind zwei von vier Oberpfälzer Direktkandidaten der CSU weiblich. Auch unsere Listenbesetzung im CSU-Kreisverband Neumarkt für die Landtags- und Bezirkstagswahlen dieses Jahr ist paritätisch. Es sollte grundsätzlich darauf geachtet werden, für ein ausgeglichenes Verhältnis der Geschlechter zu sorgen; gleichzeitig sage ich aber auch, die Frauen müssen auch Verantwortung in Ämtern übernehmen und gegebenenfalls dafür kämpfen wollen, sonst ist eine Quote vergeblich.

Noch immer verdienen Frauen in Deutschland im Schnitt weniger als die Männer. Was können Sie als Bundespolitikerin hier tun?

Zunächst sollte gleicher Lohn für gleiche Arbeit eine Selbstverständlichkeit sein. Daneben ist das Thema der Entlohnung grundsätzlich Sache der Tarifparteien, nicht der Politik. Meine Empfehlung ist, Tarifabschlüsse weiter zu stärken. Sie sorgen bei beiden Geschlechtern für Rechtssicherheit und gute Bezahlung. Ich kann aber eine Öffentlichkeit herstellen, um auf das Thema und die Diskrepanzen hinzuweisen. Übrigens, das Bundesarbeitsgericht hat vor wenigen Tagen ein Urteil zu diesem Thema gefällt. Wenn ein Mann für die gleiche Tätigkeit mehr Lohn erhält als eine Frau, darf sich der Arbeitgeber in Zukunft nicht mehr darauf zurückziehen, dass der Mann angeblich besser verhandelt habe.

Wie werden Sie den Weltfrauentag am 8. März verbringen? Gehen Sie mit anderen Frauen auf die Straße?

Am Weltfrauentag nehme ich an Veranstaltungen der Landfrauen in Sulzbach-Rosenberg und der Frauenunion Kreisverband Neumarkt in Freystadt teil, bevor ich noch eine weitere CSU-Veranstaltung in Velburg besuche.

Mir ist es wichtig, gemeinsam mit Frauen über die Themen zu sprechen, die uns alle, aber auch uns Frauen im Speziellen betreffen. Auf die Straße zu gehen, ist für mich persönlich nicht der richtige Weg.

Interview: CHRISTINE ANNESER


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